Wie werden wir in Zukunft schwierige Themen angehen? Wer entwickelt Lösungen, für all die Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen? Dürfen wir unseren gesellschaftlichen Entwicklungsprozess neu denken?
Weltenerbauer erforscht die Untiefen neuer gesellschaftlicher Arbeitsmodelle.
Gemeinsam mit Akteuren*innen aus der Zivilgesellschaft und Experten*innen aus Forschung und anderen Disziplinen, wollen wir komplexe Themen in partizipative Formate übersetzen und damit neue Workshopmodelle entwickeln.
An dieser Stelle möchte ich eine Geschichte erzählen. Sie handelt von meinen Erfahrungen aus der Arbeitswelt.
Als ich damals als Designstudent angefangen habe, mich dafür einzusetzen, wie wir besser miteinander arbeiten können, ist mir eines bewusst geworden: wir können das besser!
Warum stellt sich das Arbeiten so schwierig dar? Warum ist es so kompliziert gemeinsam zu guten Lösungen zu kommen? Warum verkomplizieren wir alles?
Es liegt an der Struktur.
Was ist die Struktur? Die Struktur ist das, was uns umgibt. Also das, was wir während der Entwicklung von Projekten und Fragestellungen vorfinden. In der wir uns bewegen müssen. Sei es finanzieller Natur oder menschlicher Natur. Es geht um all die kleinen Details, die uns von der Arbeit abhalten oder anders gesagt, die uns den Weg bereiten etwas wirklich Großartiges zu erschaffen.
Wenn ich auf die letzten zehn Jahre meiner beruflichen Laufbahn zurückschaue, hat sich das, was ich als Student erfahren habe immer wieder bestätigt. Wir brauchen einen Strukturwandel.
Und mit Strukturwandel meine ich: neue Formate. Denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich komplexe Themen sehr wohl in kurze, sprintartige Formate runter brechen lassen. Die Bewältigung von komplexen Themen ist vielmehr eine Aneinanderreihung von Meilensteinen, die wir zusammen erreichen, als eine "Einmal-Lösung".
Das ist die Quintessenz: die Aneinanderreihung.
Lasst uns nicht denken: wie lösen wir den Klimawandel? Lasst uns anfangen zu sagen: Was sind die Schritte, die wir gehen müssen, um für das große Thema des Klimawandels etwas entgegenwirken zu können? Welche Schritte können wir heute einleiten? Welche folgen darauf? Was könnte die Summe dieser Schritte bewirken? Lasst uns diese Schritte immer wieder beobachten und dann weitergehen. Lasst uns nicht in Ohnmacht fallen vor der großen Aufgabe, sondern kleine Schritte einleiten, die große Kraft aufbringen können. Lasst uns in Prozessen denken! In Schrittfolgen, die wir als Weg beschreiten und immer wieder Erfahrungen und Querverweise nehmen.
Diese Denkweise hat sich bei mir etabliert. Sie wurde für mich zu dem Schlüssel meiner beruflichen Karriere.
Daher gibt es Weltenerbauer, denn diese Schritte wurden zu Workshops.
Ich habe erkannt, dass kleine Gruppen von Menschen enormes in kurzer Zeit leisten können, wenn sie im richtigen Umfeld, im richtigen Rahmen sich bewegen. In einem Rahmen, der es ihnen ermöglicht große Fragen zu beantworten.
Die Ergebnisse sind erstaunlich und gleichzeitig oft verborgen. Wenn man auf die Ergebnisse eines Workshops mit dem Anspruch einer Lösung für den Klimawandel blickt, dann erscheint es lächerlich. Wenn man sich die Ergebnisse aber anschaut, um daraus erste Rückschlüsse auf eine sich bildende Struktur zu nehmen, die sich Stück für Stück weiter aufbaut, dann entfacht das das Feuer.
Glauben wir daran, dass das was heute passiert ist, die Welt verändern kann? Keiner glaubt das, nach einem Workshoptag. Wenn du aber die Erfahrung machst, dass der selber Prozess in 5 Jahren sich deutschlandweit ausgebreitet hat und neue Strukturen geschaffen hat, dann beginnst du zu realisiern: wow, wir haben damals den Anfang gemacht.
Darum geht es: den Anfang zu machen. Das, was wir gemeinsam entwickeln ernst zu nehmen. Es aufblühen zu lassen und dafür Sorge zu tragen, dass es ineinandergreift, dann entsteht Anziehungskraft, dann entsteht Bewegung und genau das, brauchen wir für solche Fragen.
Workshops sind Formate der Zusammenarbeit!
Nicht mehr und nicht weniger, aber wie arbeiten wir zusammen? Welchen zeitlichen Rahmen setzen wir uns? Welche Werkzeuge benutzen wir? Wo finden wir uns zusammen? In welcher Räumlichkeit mit welchen Fragen?
Das unterscheidet sich enorm. Daher ist dieser Begriff "Workshops" auch so weit greifend und gleichzeitig undefiniert.
Ich meine damit den punktuellen Moment, in dem wir als Team zusammenkommen und einer ersten Schritt zu einer neuen Struktur schaffen.
Reiht man diese Workshops zusammen, entsteht ein Prozess. Ein Arbeitsprozess einer Gruppe aus "Spezialist*innen", die neue Lösungen entwickeln.
Weltenerbauer-Workshops sind definierte Ganztages-Workshops, in denen eine qualifizierte, diverse Gruppe handfeste Ergebnisse für eine Fragestellung entwickelt.
Sie sind akribisch vorbereitet und geplant. Sie schaffen Rahmenbedingungen, in denen sich Entwicklungen ausbreiten können.
Dafür braucht es vor allem diese Dinge: eine klare Aufgabenstellung, ein diverses Team, eine passende Räumlichkeit, hochwertige Arbeitswerkzeuge und Methoden und das richtige Mindset bzw. den richtigen Nährboden.
Dieser Nährboden wird aus verschiedenen Aspekten erstellt: einem entsprechendem Budget, einer ehrlich erklärten Absicht, der Fördermittelgeber bzw. Investoren und dem ernsthaften Glauben daran, dass hier etwas Neues entsteht, das ist wichtig.
Entscheidungen müssen heute schneller, diverser und agiler getroffen werden. Es braucht neue Wege der Entscheidungsfindung. Genau hier setzen wir an. Wir erforschen und etablieren Arbeitsformate, die den heutigen Bedingungen gerecht werden.
Es geht darum Zusammenarbeit neu zu denken und eine gewisse Form der Zufälligkeit, des Glaubens an das Gute und der schrittweisen Entwicklung zu zu lassen.
Eben einfach so, wie die Natur es uns vorlebt. »Evolutionäre Organisationen« sagt Frederic Laloux dazu, ich sage: Lebendige Arbeitsprozesse, die von dir und mir gemacht werden, unter dem Deckmantel politischer Strukturen, die das ermöglichen.